Die Chinesische Medizin

hat ihre Ursprünge im alten China. Eines der ältesten Lehrbücher, das „Huang Di Nei Jing” (der Klassiker der inneren Medizin des Gelben Kaisers), ist ca. 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung geschrieben worden und gilt im Osten wie im Westen heute noch als wichtige Grundlage einer fundierten Ausbildung in Chinesischer Medizin. Es belegt, wie früh es in China schon zu einer differenzierten Betrachtung der Natur, des mensch­lichen Wesens, der Ursachen von Krankheit und deren Behandlung kam. Sowohl die klassische chinesische Medizin  als auch die TCM bein­haltet verschiedene ganzheitliche Therapien.

 

alte chinesische figur

 

In der chinesischen Frühzeit, ca. 2600-1030 v. Chr., prägte über mehrere Dynastien das Orakelwesen und die Dämonemedizin die Chinesische Medizin. Bis heute bestehen Einflüsse auf die praktizierte Chinesische Medizin, zum Beispiel betrachten einige Schulen die Dämonenmedizin als Wurzel einer Psychotherapie. Verschiedene seelische Kräfte wirken auf den Menschen und haben ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit. Hierbei sind aber – anders als im Westen – diese seelischen Impulse eng mit den körperlichen Strukturen und den Organen verbunden.

Im Altertum, 771-221 v. Chr., entstanden zwei philosophische Rich­tungen, welche die Chinesische Medizin und die asiatische Kultur insgesamt heute noch prägen: der Daoismus. Grundgedanke ist hier, dass der Mensch zur Erlangung von Glück und Unsterblichkeit mit dem Dao (dem “Lauf der Welt”) im Einklang leben sollte. Und der Konfuzianismus, der durch die Betonung des Menschen in seiner Ein­bettung in familiäre und soziale Strukturen geprägt ist. Des Menschen Heil und Unheil hängen vom Funktionieren der Beziehungen zur Familie und zu den Ahnen ab. Die „goldene Regel’ zu einer moralisch sittlichen Lebensführung ist zu vergleichen mit dem deut­schen Sprichwort:„Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu”.

Die Wurzeln der schriftlich überlieferten chinesi­schen Heilkunde wurden im chinesischen Mittelalter, zwischen 221 v. Chr.- 907 n. Chr., in den Han Dynastien bereitet. Das Medi­zinsystem wurde in dieser Zeit durch eine zuneh­mende Betonung innerer Ursachen für Krankheiten geprägt. Analog zur Schaffung eines goldenen chinesischen Zentralstaats mit einer ausgefeilten Infrastruktur trat das Konzept “Qi” mehr und mehr in den Vordergrund des Denkens. Nicht mehr „nur“ Dämonen oder Ahnen wurden als Auslöser für Krankheit deklariert, sondern es wurde nun auch eine Störung in Produktion und Verteilung des Qi gesehen.

Nach den Han Dynastien kam der Buddhismus zusätzlich zum Daoismus als dominierende intellektuelle Strömung aus Indien nach China. Die buddhistische Ethik und Moral schlug sich auch in den dort geschaffenen Werken der chinesischen Medizin nieder. Das richtige Verhalten zur richtigen Zeit galt es beispielsweise herauszufinden und so wurde zum Beispiel die Chrono Akupunktur (Akupunktur zu bestimmten Tageszeiten) in der Tang-Zeit entwickelt.

Bis in das 14. Jahrhundert kam es zu einer Restauration des alten konfuzianischen Denkens, der “Neokon­fuzianismus” integrierte jedoch auch buddhistisches und daoistisches Denken. In der “Schule der Mitte” spiegelte sich dieses integrative Denken wieder: der wichtigste Ansatz­punkt für das Gesundwerden eines Menschen ist die Pflege der “Mitte”, also geregelte gute Ernährung ebenso wie meditative Techniken.

Nach dem Niedergang der konservativen konfuzi­anischen Ming-Dynastie prägte in den kommenden Jahrhunderten mehr und mehr die Auseinandersetzung mit dem Westen auch die Gedanken zur Heilkunde. Grosse Werke der Arzneitherapie und der Akupunktur wurden in dieser Zeit geschaffen, wie die „Pharmakopoe“ und das “Grosse Kompendium der Akupunktur”.

In der Volksrepublik China nach 1949 wurde die altherge­brachte Chinesische Medizin nach den politischen und gesellschaftlichen Erfordernissen vereinheitlicht und von “überflüssigen” Aspekten “bereinigt”. Im Vordergrund stand die Arzneimitteltherapie, die mit mystischem Ballast beladene Akupunktur wurde schematisiert und vereinfacht. Das neu geschaffene System der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wurde dann fester Bestandteil des Gesund­heitssystems mit Universitäten, Krankenhäusern und geregelten Ausbildungen. Die weltweite Ver­breitung der TCM wird von der VR China als Export wichtigen chinesischen Kulturguts verstanden und gefördert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Akupunktur in der gesamten westlichen Welt vor allem durch französischsprachige Literatur geprägt. Erst nach der Öffnung der VR China in den 70er Jahren wurde die TCM zunächst in den USA, dann auch in Europa und Deutschland bekannt.